Bild: Eurocup |
Wenn die Rede vom
jüngsten Erfolg der medi Bayreuth ist, werden immer wieder Joseph „Trey“ Lewis
oder Andreas Seiferth genannt. Dabei ist Nate Linhart ebenfalls eine tragende
Säule des Erfolges.
Die NBA hat einen inoffiziellen Club: Den 50-40-90-Club.
Bisher gehören sieben NBA-Profis diesem elitären Kreis an, darunter auch Dirk
Nowitzki. Voraussetzung für die Aufnahme in den Club ist eine 50%ige
Feldwurfquote, eine 40%ige Dreierquote und eine 90%ige Quote von der
Freiwurflinie.
In der BBL wurde dieser Club noch nicht eingeführt, aber in der letzten Saison wäre Bryce Taylor vom FC Bayern Basketball ein Mitglied geworden. In dieser Saison kratzt zumindest Nate Linhart an dieser Marke als einziger Profi.
In der BBL wurde dieser Club noch nicht eingeführt, aber in der letzten Saison wäre Bryce Taylor vom FC Bayern Basketball ein Mitglied geworden. In dieser Saison kratzt zumindest Nate Linhart an dieser Marke als einziger Profi.
Akron Boy
Jeder der irgendetwas über Akron liest, verbindet die
Stadt in Ohio automatisch mit dem NBA Profi LeBron James. Dabei hat Nate
Linhart fast nix mit dem besten Basketballspieler des 21. Jahrhundert
gemeinsam. Lediglich in seinen ersten zwei Jahren an der University of Akron
spielte er gemeinsam mit dem Highschool-Freunden von LeBron James, Dru Joyce
und Romeo Travis, zusammen. Dabei fiel Nate Linhart in seiner Zeit an der
Universität nie besonders offensiv auf. Seine Fähigkeiten lagen mehr abseits
des Balles und in der Verteidigung. Mit seinen 186 Steals in den vier
Spielzeiten belegt er aktuell den dritten Platz der Bestenliste der Akron Zips.
In seinem letzten Jahr schaffte er historisches mit der Mannschaft: Die
Qualifikation fürs NCAA-Turnier nach über 23 Jahren. Zwar schied man bereits in
der ersten Runde gegen Gonzaga aus, aber bis zur achten Minute der zweiten
Halbzeit konnte man das Tempo des Favoriten aus dem hohen Norden mithalten. Aber
Josh Heytvel zeigte seine individuelle Klasse und führte seine Mannschaft mit
22 Punkten zum Sieg. Nate Linhart verabschiedete sich mit einer soliden
Vorstellung aus Akron und erzielte
15 Punkte. Dabei hat sein Trainer Keith Dambort eine feste Meinung über Linhart: „Akron vermisst einen harten Verteidiger wie Nate Linhart. Er war ein großartiger Kämpfer zum Rebound.“
15 Punkte. Dabei hat sein Trainer Keith Dambort eine feste Meinung über Linhart: „Akron vermisst einen harten Verteidiger wie Nate Linhart. Er war ein großartiger Kämpfer zum Rebound.“
Kurz Europa, dann
doch NBA?
Trotz dieser warmen Worte seines ehemaligen Übungsleiters
wurde er weder von einem NBA-Team gedraftet noch wurde er zu einem
Trainingscamp eingeladen. Am Ende landete Nate Linhart in Österreich bei den Fürstenfeld
Panthers. Die Steirer haben eine historische Saison hinter sich, denn zum
ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte sicherten sie sich den Pokal. Zudem
konnten sie sich bis ins Halbfinale der Meisterschaftsrunde vorkämpfen, aber
scheiterten an den zukünftigen Wels. Mit Nate Linhart an der Spitze begann die
Saison 2009/10 bereits mit einem Paukenschlag. Zum ersten Mal gewann
Fürstenfeld den Supercup und Gegner war ihr Nemesis der letzten Saison WBC
Raiffeisen Wels. Insgesamt fühlte sich Nate Linhart in seiner ersten Station in
Europa sichtlich wohl. Er spielte alle 44 Spiele der Saison und stand dabei
42mal in der Anfangsformation. Wenn er gemeinsam mit Jasmon Youngblood, Timothy
Burnette, Shelton Colwell und
Desmond Penigar auf dem Parkett stand, hatten sie im Durchschnitt 60 Punkte
mehr gemacht als die gegnerische Aufstellung. Auch im Teamverband hat sich die
Verteidigung seit der Ankunft von Nate Linhart verbessert. Während 2008/09 der
Gegner über 89.7 Punkte pro Partie erzielen konnte, lag die
Durchschnittspunktzahl 2009/10 nur noch bei 71.6 Punkten pro Spiel. Trotz
bemerkenswerter Zahlen reichte es am Ende nicht für den Meistertitel. Eine gut
eingestellte Mannschaft aus Gmunden – trainiert von Mathias Fischer – und ein
nicht zu stoppender Deteri Mayes
waren am Ende zu viel.Trotz Wohlfühlfaktor in Österreich verfolgte Linhart
seinen Traum von der NBA weiter. Er wechselte in die D-League und schloss sich
den Erie BayHawks an. Dennoch erfolgte kein Anruf von einem General Manager
eines NBA Vereins in der Zeit. Die Gründe sind vielfältig: Einerseits wusste
Nate Linhart immer noch nicht offensiv auf sich aufmerksam zu machen in einer
schnellen Liga und andererseits sind die Erie BayHawks eher ein unscheinbares
D-League Team. Aber insbesondere in der Verteidigung wusste Nate Linhart wieder
die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und war einer die besten Balldiebe
innerhalb der D-League.
Willkommen in der
BBL
Mit dieser Ausrichtung des Spiels passte er perfekt ins
Spiel und System von Henrik Rödl und ein Wechsel nach Trier erfolgte. Hierbei
kam es zu einer Wiedervereinigung mit Dru Joyce. Dieser war bereits 2010 an die
Mosel gewechselt. Dabei nannte ihn Henrik Rödl bei seiner Verpflichtung „einen
vielseitigen Spieler auf der Position Drei“. Zwar konnte Trier den Erfolg mit
Platz 10 aus der Vorsaison nicht wiederholen und landete auf Platz 14. Aber für
Nate Linhart war es eine wichtige Erfahrung. Seine 9.3 Punkte pro Spiel waren
der schlechteste Wert seit dem Verlassen der Universtiy of Akron. Dabei hatte
dies zweierlei Gründe: Einerseits nahm er nur 189 Würfe pro Partie und zum
anderen traf er lediglich 27,2% seiner Distanzwürfe. Dennoch war er als Balldieb
in der Liga gefürchtet und klaute insgesamt 57mal den Ball – somit
Ligabestwert. In der Folgesaison kam es
zum Umbruch innerhalb der Trierer Mannschaft und er blieb gemeinsam mit Andreas
Seiferth und Joshiko Saibou übrig. Daraufhin übernahm Nate Linhart immer mehr
Verantwortung und schraubte seinen Punkteschnitt auf 12.6 Punkte
(Karriere-Höchstwert) und traf über 50% seiner Würfe sowie 39,5% seiner
Distanzwürfe. Auch als Balldieb blieb sich Nate Linhart treu und klaute über
1,5mal den Ball pro Partie.
Europabummler
Nach diesen bemerkenswerten Zahlen und kaum anwachsenden
Etat-Zahlen in Trier konnte Nate Linhart nicht zum Bleiben überredet werden.
Daraufhin heuerte er beim italienischen Vertreter Umana Venezia an. Diese
gewährten ihm knapp 24 Minuten Spielzeit und diese nutzte er für 9,4 Punkte pro
Partie. Erwähnenswert hierbei ist seine Fähigkeit als Distanzschütze, denn er
traf erstmals in seiner Karriere über 40% jenseits der 6.75m. Dennoch blieb der
Mannschaftserfolg aus und Venezia landete lediglich auf Platz 11. Dabei konnten
einige Überraschungssiege gefeiert werden: Wie am sechsten Spieltag gegen
Mailand oder am zwölften Spieltag gegen Cantu.
Zu Beginn der Spielzeit 2014/15 standen die Zeichen auf
eine Rückkehr in die Basketball Bundesliga. Der norddeutsche Verein Artland
Dragons sicherte sich die Dienste von Linhart. Aber Maccabi Tel-Aviv bekundete
Interesse an Linhart und kaufte ihn schlussendlich aus seinem Vertrag. Die
Artland Dragons wurden mit einer Ablösesumme von 110.000€ damals entlohnt. Für
Nate Linhart war es der größte sportliche Sprung. Erstmals in seiner Karriere
durfte er in der Euroleague auflaufen und sich mit den Besten der Besten
messen. Insgesamt 20mal durfte Linhart auf der höchsten europäischen Klasse
spielen und erzielte dabei knapp 6 Punkte pro Partie. In der israelischen Liga
kam er deutlich weniger zum Zuge. Nur 14 Mal ließ ihn Guy Goodes lediglich aufs
Spielfeld. Dennoch nutze Nate Linhart seine Chancen und erzielte
durchschnittlich 8,4 Punkte und angelte sich 5.1 Rebounds pro Partie. Trotz
eines namhaften Kaders enttäuschte Maccabi Tel-Aviv in der eigenen Liga und
holte nur den israelischen Pokal. Da es bei Maccabi Tel-Aviv wenig
Beständigkeit gibt, wurde auch Nate Linhart Opfer der Rotationswut des
Hauptstadtclubs. Im Sommer bekam er einen Anruf von Andreu Casadevall aus
Saragossa. Dieser hatte bereits den Deutschen Robin Benzing nach Aragonien
gelotst. Gemeinsam mit Robin Benzing soll Nate Linhart ein gutes Tandem auf der
Drei geben. Aber Robin Benzing zeigte immer wieder größere Entwicklungsschritte
als Linhart und somit bekam er immer mehr den Vorzug. Am Ende stand Linhart
zwar 16 Minuten auf dem Parkett, aber konnte lediglich 4.1 Punkte pro Partie
erzielen und traf nur 27% seiner Distanzwürfe. Im Eurocup sah seine Quote zwar
bisschen besser aus, aber sein Punkteschnitt hob sich lediglich um 1.4 Punkte
pro Partie.
RückkehrerDas Nate Linhart nun ausgerechnet bei medi Bayreuth seine
Karriere fortsetzt ist kein Zufall. Denn sowohl sein Trainer Raoul Korner kennt
ihn bereits als auch seine Teamkameraden Andreas Seiferth und Bastian Doreth.
Raoul Korner über seinen Schützling: „Ich kenne Nate schon seit seiner
Rookie-Saison in Österreich und bereits seit damals bin ich von seiner
Vielseitigkeit und Spielintelligenz beeindruckt. Ebenso wichtig wie seine
unbestrittenen spielerischen Qualitäten sind mir sein positiver Charakter und
seine professionelle Einstellung!“ Seine Vielseitigkeit zeigt er bereits in
dieser Saison mittels 10.2 Punkte, 4.4 Rebounds und 3.4 Assits pro Spiel und
ist somit auch der Effektivste seiner Mannschaft. Darüber hinaus ist er
durchaus ein Kandidat am Ende der Saison für den 50-40-90-Club sowie eine
tragende Säule für die erste Playoff-Teilnahme der medi Bayreuth.
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