Freitag, 6. Dezember 2019

"Kann man an den Ohren haben"

Bild: publicdomainvectors
Wie ihr aus meinen Berichten sicherlich raus gelesen habt, höre ich aktuell sehr gerne Podcast. Gemessen an meiner Lieblingssportart Basketball werde ich euch meine persönliche fünf besten Podcast empfehlen.

#1 - Something Basketball
Wenig überraschend, dass auf der Nummer 1 ein Basketball Podcast befindet. Stimmt wohl, aber dieses Format von - der ehemaligen Pressesprecher der Telekom Baskets Bonn - Jörg Bähren macht einfach viel Hörspaß. Seine Gäste sucht er sehr gezielt aus und sein Basketball Sachverständnis durch seine Berufserfahrung ist sehr fundiert. Außerdem fragt er auch seinen Gäste mehr als nur die Standardfragen und kitzelt somit mehr als Standardfloskeln heraus. Wer ein großer Freund des orangen Leders ist und gleichzeitig interessante Interviews liebt, dann ist dieser Podcast einfach hörenswert. Manchmal ist der Podcast auch tatsächlich zeitlos.

#2 - Chip and Charge
Wer mich kennt, der wird diese Wahl wenig überraschend. Tennis ist einfach meine zweite große Leidenschaft neben Basketball. Andreas Thies und Philipp Joubert haben einerseits die einmalige Chance diverse Turnier vor Ort zu sehen und haben andererseits ein großes Fachwissen. Darüberhinaus haben beide eine angenehme Stimme und dadurch ist es problemlos möglich den Beiden über Stunden zu lauschen. Auch der Einbau von OTönen runden dieses Podcast häufig perfekt ab. Bei den wichtigsten Turnieren gibt es auch immer ein Daily und dadurch ist es nicht einmal wichtig ein Spiel vorher gesehen zu haben. Die Zwei schaffen es tatsächlich die Spiele so nachzuerzählen und das Kopfkino wird automatisch abgespielt.

#3 - "Was jetzt?"
Wie? Ein Nachrichtenpodcast, der unter der Woche rauskommt und nur 11 Minuten im Schnitt geht, landet bei dir auf Platz 3. Exakt. Dieser Podcast von der Wochenzeitung Zeit hilft mir immer wieder in der Früh die verpassten Nachrichten vom Vortag kurz und kompakt zu hören. Selbstverständlich kann ich durch Twitter viele Neuigkeiten aus meiner Newsblase erfahren, aber aufbereitet und im Hörformat um das wichtigste zu erfahren, ist dieser Podcast für mich sehr hilfreich. Außerdem werden immer kleine hausinterne Interviews als Drittmeinung eingebaut. Dieser weiterer Blickwinkel rundet das Format ab.

#4 - Ein Stunde Film
Deutschland Funk Nova insgesamt ist eine ganz tolle Podcastplattform. Eigentlich kann fast jeder Podcast daraus genannt werden. Aktuell höre ich aus der Serie "Eine Stunde Talk" und "Eine Stunde Film". In meine fünf besten Podcast hat es nun der Filmpodcast geschafft. Dies hat unterschiedliche Gründe. Einerseits gehe ich gerne in Kino und andererseits gucke ich auch mittlerweile immer häufiger Netflix. Tom Westerholt schafft es in einer amüsanten Art und Weise immer wieder die neusten Highlights vorzustellen. Aber auch hat er die Möglichkeit immer wieder tolle Interviewgäste einzuladen in den Podcast.

#5 - Relationship Mastery
Eigentlich das neuste Mitglied in meiner Podcastfamilie. Eigentlich führe ich auch eine glückliche Beziehung. Dennoch ist es immer wieder interessant eine Drittmeinung über das Thema Beziehung zu hören. Außerdem sei betont, dass ich den Podcast nicht als Beratungspodcast sehe, sondern als Meinungsbildungspodcast. Laura Depping verfügt auch über eine große Lebenserfahrung kann sich somit in viele Lebenssituationen hineinversetzen, aber auch ihre Bildungshintergrund helfen ihr weiter diesen Podcast abzurunden. 

Best Sixth Man - Reingeschwitzt
Wie in der guten Basketball Manier gibt es auch einen besten Bankspieler und somit darin wird ein Podcast genannt, denn ich über einen Tipp erhalten habe und als gut empfunden habe. In dem Fall einen Dank an Nicola Kiermeier. Dank ihren Tweet habe ich diesen Podcast entdeckt. Ich bin zwar kein Zocker an der Konsole, aber eSport ist eine aufstrebende Sportart. Auch sehe ich hier und da gerne ein Fußballspiel und kann somit etwas anfangen, wenn man darüber berichtet. In einer Podcastausgabe hatte Hauke van Göns einen eSport Spieler von Schalke zu Gast. Es war ein sehr interessanter Einblick, wenn jemand sein Hobby zum Beruf gemacht hat.

Falls ihr weitere Tipps habt, dann bin ich gerne offen für neue Hörideen. In dem Sinn: Kann man an den Ohren haben.



Montag, 25. November 2019

November Rain

Bild: Eigene Darstellung
Wer kennt diesen Hit von Guns n' Roses nicht aus dem Jahr 1987? Aber es passt eigentlich gar nicht zum finnischen November. Eigentlich müsste der Titel heißen: November Snow

Was ging im November?
Also zusammenfassend war mein November eigentlich gefüllt mit vielen Ereignissen. Anfang November bin ich nach Tampere gereist und habe mein erstes Basketball Spiel der finnischen Liga angeschaut. Davon habe ich euch bereits in einem separaten Blog-Eintrag berichtet. Nach meinen Ausflug ist der Winter total eingebrochen in Oulu. Teilweise bis zu -16 Grad kalt. Klingt natürlich im ersten Moment sehr kalt, aber eigentlich ist diese Kälte nicht spürbar. Warum das so ist? Nun ja die Kälte ist ziemlich trocken und nicht so feucht wie die Kälte in Deutschland. Dennoch sollte sich warm angezogen werden. Größte Umstellung aktuell ist aber nicht die Kälte, sondern viel mehr das die Tage immer kürzer werden und das tatsächlich spürbar. Zwar kennt man das Phänomen im Dunkeln aus der Haustür zu gehen und im Dunkeln auch wieder nach Hause zu kommen. Aber es ist bereits gegen 15 Uhr hier Dunkel und das ist nicht bekannt aus unseren Kreisen. Man gewöhnt sich dennoch dran und daher keine Sorge um mich. Außerdem empfinde ich noch keine Müdigkeit oder eine Art Depression. Ergo ich empfinde noch kein Vitamin D Mangel. Abseits von den Wintererlebnissen habe ich auch ein Wochenendausflug nach Tallinn vorgenommen, da ich eine Auslandsreise nach mindestens 90 Tagen durchführen musste. Also passend am 90. Tag in Finnland habe ich das Land verlassen und mich in Richtung Estland aufgemacht. Anstelle den Nachtzug zu nehmen, habe ich mich für eine Reise nach Helsinki tagsüber entschieden und eine Übernachtung in der Hauptstadt. War auch eine gute Entscheidung, dadurch bin ich ausgeschlafen nach Estland gereist mit der Fähre. Bei der Fähre handelt es sich um ein riesigen Dampfer, der auch ganz viele Menschen transportiert. Innerhalb der 2.5 Stündigen Überfahrt kann man auf jegliche Art unterhalten werden. Einerseits mit guten Essen und andererseits durch einen Partysektor mit Live Band. Aber ein durchaus zu empfehlen. Schneller geht es fast nicht auf die andere Ostsee-Seite. In Estland angekommen, habe ich mich auch gleich aufm Weg zum Hotel gemacht und habe eingecheckt. Danach habe ich innerhalb von 6h versucht die ganze Altstadt anzuschauen. Fazit: Ich habe es geschafft, aber es ist sehr mühsam. Man wird förmlich erschlagen von den Impression innerhalb der Zeitreise ins Mittelalter. Eine Reise, die sich auf jeden Fall lohnt. Das nächste Mal würde ich mich deutlich mehr Zeit nehmen für die Stadt. Nach meiner Ankunft in Oulu und in der Folgewoche war der Herbst zurück in der Stadt. Im Schnitt war es 2-3 Grad und der Schnee war komplett verschwunden. Aber zum Wochenende kam der Schnee wieder zurück und die Kälte. Aber wie bereits angekündigt: Winter is coming

Die Leseratte?
Naja, diese hatte sich auch bisschen in den Winterschlaf begeben. So viele Bücher habe ich leider nicht gelesen in diesem Monat. Lediglich zwei Bücher für das Studium habe ich durchgelesen. Einerseits "Running Lean" von Ash Maurya und andererseits "Lean Ux" von Jeff Gothelf. Aber wenn ihr mehr über Gruppendynamiken lernen wollte und ähnliches kann ich diese beiden Bücher empfehlen.

Hörempfehlung?
Weiterhin bin ich ein großer Fan von Podcasts während meines Aufenhalt hier. Diesen Monat kann ich euch das "Morning Briefing" von Gabor Steingart empfehlen. Gabor Steingart ist der ehemalige Herausgeber vom Handelsblatt. Seine Kontakte durch diese Zeit nutzt er in seinem Podcast und hat interessante Gäste in seinem Podcast. Ansonsten ist eine wie er selbst sagt eine vernünftige Stimme der Politik und Wirtschaft. Diese andere, aber auch sehr kritische Blick auf diverse Themen gefallen mir sehr gut.

Last not Least
"December will be magic"  


Sonntag, 3. November 2019

"A Win is a win"

Bild: Eigene Aufnahme

Tampereen Pyrintö : Salon Vilpas (42:46) 85:96

Fast 11h Zug fahren nur für 2h Basketball. Manche Menschen würde diese Formel als verrückt bezeichnen. Ich nenne es: Mein erstes Korisliiga Spiel! Leider sind von Oulu aus nicht viele Orte der finnischen Basketballliga optimal erreichbar. Entweder man sitzt noch länger im Zug oder es fährt gar kein Zug hin. Eine Ausnahme stellt Tampere da und nachdem bei Salo mit Mikko Koivisto ein ehemaliger Skyliners spielt, habe ich mich auf dem Weg dahin gemacht. Nun ein kleiner, aber feiner Spielbericht dazu.


Q1 (26:23) Vorteil: Heimmannschaft

Der 9. Spieltag der finnischen Basketballliga stand an. Während Vilpas einsame Kreise an der Tabellenspitze mit einer Saisonniederlage zieht, findet sich Tampere im Tabellenmittelfeld wieder. Diesen Klassenunterschied wurde auch in den ersten Minuten der Partie bereits bemerkbar, denn Vilpas begann mit einem 2:7 Start. Aber Tampere kämpfte sich zurück in die Partie und hielt über das ganze Viertel hinweg das Spiel eng. Dennoch wurde bereits in den ersten 10 Minuten bemerkbar, dass in der finnischen Liga eigentlich die Amerikaner ihren Stempel aufdrücken möchten. Außerdem ist auch auffällig, dass zwar viel auf dem Feld kommuniziert wird, aber dennoch verfällt das Spiel recht schnell in eine 1 gegen 1 Isolation. Als neutraler Beobachter fällt es einem dadurch sehr schwer das Spiel zu beobachten.

Q2 (16:23) Ärgere nicht den Favoriten

Tampere startete zwar mit einem erfolgreichen Dreier ins zweite Viertel, aber musste danach einen 0:9 Lauf von Vilpas einstecken. Nach einem Offensivfoul gegen ihren Center und Fanliebling Benjamin Raymond holten die Fans ihre Mannschaft wieder zurück auf die Erfolgsspur und Tampere übernahm wieder die Führung im Spiel. Aber der individuelle Klassenunterschied war immer wieder spürbar und Vilpas übernahm abermals die Kontrolle des Spiel. Einerseits fanden sie den defensiven Zugang im Spiel und andererseits erwischte Tim Coleman einen Sahnentag und traf gefühlt jeden Wurf. Deswegen stand eine vier Punkte Führung für Vilpas nach den ersten 20 Minuten in den Büchern.

Q3 (29:28) Hohes Tempo

Zwar hat Vilpas die ersten Punkte im dritten Abschnitt gemacht, aber Tampere wirkte insgesamt wach gerüttelter von der Ansprache in der Kabine. Dennoch hatte Vilpas immer wieder eine passende Antwort parat. Insgesamt gingen beide Mannschaft mit einem hohen Tempo ans Werk. Nach ungefähr 3 Minuten stand es bereits 10:10 in dem Viertel. Leider wirkte Tampere oftmals sehr planlos, wenn Vilpas ihre Verteidigung auf ein anderes Level gehoben hat. Insbesondere die Zonenverteidigung war ein sehr effektives Mittel. Dennoch war das dritte Viertel auch von vielen Problemen bei der Konzentration geprägt. Daher konnte Tampere auch das Spiel mitgestalten und den Abstand konstant halten.

Q4 (14:24) Tampere gibt den Widerstand auf

Es war spürbar, dass Vilpas unbedingt den achten Sieg im neunten Spiel haben möchte. Dementsprechend wurde der volle Fokus auf die Verteidigungsarbeit. Der Lohn wurde schnell bemerkbar, denn der Punktevorsprung wuchs allmählich an und hatte seinen Höhepunkt mit 11 Punkten. Dies war auch gleichzeitig der Vorsprung am Ende der 40 Minuten. Insgesamt war es die individuelle Klasse auch von Vilpas, welche den Ausschlag gab für den Sieg.

Punkteverteilung:

Tampereen Pyrintö: Lehto (19), Rose (10), Raymond (20), Small (17), Kilpinen (0),
Heinonen (5), Nixon (7), Peltokangas (7), Saarinen (0), Lehtonen (dnp)


Salon Vilpas: Koivisto (5), Kantonen (11), Nenonen (14), Rannikko (6), Coleman (28),
McNeace (12), Laine (0), Laster (20), Thompson (0)


Stimme zum Spiel (Mikko Koivisto): "Ein Sieg ist ein Sieg. Aber natürlich verdanken wir es einer guten Leistung im letzten Viertel. Dort haben wir nochmals alles rausgeholt. Aber selbstverständlich ist es auffällig, dass uns einerseits ein Aufbauspieler noch fehlt für die Ruhe im System und andererseits das unsere Amerikaner im Team noch sehr ruhig sind. Aber wir haben auch einen sehr erfahrenen Kern in der Mannschaft und das ist sehr wichtig."



Sonntag, 27. Oktober 2019

Hallo Finnland, Tschüß Deutschland

Bild: Eigene Aufnahme

Nun bin ich über sechs Wochen in Finnland. Zeit für eine Bestandsaufnahme und bisschen über das bisherige Erlebnisse erzählen. Aber auch ganz vieles mehr. Also bereits viel Freude beim Lesen.

Aber wo bin ich eigentlich?
Ich bin in Oulu gelandet. Oulu liegt ungefähr 600km von der Hauptstadt Helsinki entfernt. Aufgrund ihrer 200.000 Einwohner ist Oulu die größte nördlichste Stadt Finnlands und insgesamt Skandinavien und nennt sich dadurch nicht umsonst die Hauptstadt von Skandinavien. Entweder man kann sich sechs Stunden Landschaft gönnen mit dem Zug oder man nimmt einen Inlandsflug der ca. eine Stunde dauert. Ich hatte mich für den Inlandsflug entschieden und hatte sogar das Glück die ATR 72 fliegen zu dürfen. Vermutlich seid ihr alle keine Flugzeugfreunde, daher sei euch kurz erzählt: Bei dem Flugzeugtyp hat man den Genuss den Propellerturbinenluftstrahltriebwerk zu erleben. Klingt im ersten Moment spektakulär, aber eigentlich ist das Flugerlebnis wie in einem ganz normalen Flugzeug. Einziger Nachteil ist, dass das Flugzeug eher langsamer unterwegs sein kann und dadurch dauert der Inlandsflug 1.5 Stunden statt eine Stunde. Aber zurück zu Oulu. Das Wohnheim liegt recht zentral und mitten drin im „Sportzentrum“ von Oulu. In der Nähe sind Fußballplätze, ein Baseball-Stadion und den sportlichen Mittelpunkt das Eishockey Stadion. Aber auch ca. 1.5km weiter zu Fuß kann man das Stadtzentrum erreichen und die gleiche Distanz nochmals drauf und man steht am Strand von Oulu. Auch alle drei Standorte der Partnerhochschule ist in einem Umkreis von einem Kilometer problemlos zu Fuß erreichbar.

Mein Alltag? Nur Student!
Nun primär bin ich ja in Oulu ein Austauschstudent und als solcher besuche ich Vorlesungen. Ich hatte mich bewusst gegen Präsenzvorlesungen entschieden, sondern nehme an einem studentischen Projekt teil. Dabei soll ein Problem mit Hilfe von Methoden des Design Thinking gelöst werden. Design Thinking ist im Grunde ein Ansatz, der zum Lösen und zur Entwicklung von neuen Ideen dient, welche aus Nutzersicht überzeugend sein sollen. In meiner ersten Gruppe musste ich das Weltproblem „Plastikverschwendung“ lösen. Aber aufgrund unserer leichten Gruppendisharmonie und unterschiedlichsten Ideen und Schwierigkeiten einen Konsens zu finden, konnten wir die Coaches nicht überzeugen nach der ersten Eliminierungsrunde. Danach wurde ich einer Gruppe eingeteilt um das Problem der Lebensmittelverschwendung zu lösen. Dabei wollten wir ein Tablet entwickeln, was das Einkaufsverhalten verändern soll um passend Lebensmittel einzukaufen. Mit diesem Produkt haben wir sogar die zweite Eliminierungsrunde überstanden. Was nun folgt, lest ihr im nächsten Blogeintrag. Mein restlicher Alltag wird eigentlich als typischer Hausmann erfüllt: Haushaltsführung mittels einkaufen, putzen und Wäsche waschen. Aber in meiner restlichen Freizeit versuche ich so oft wie möglich rauszugehen und auch mit der Kamera unterwegs zu sein. Bisher war das Wetter auch sehr einladend dazu. Aber auch habe ich Eishockey als Sportart wiederentdeckt und war bisher zweimal in der Halle. Sehr viel Freude. Aber das erste Basketball Spiel steht demnächst vor der Tür.

Die Abendlektüre?
Nun vor meiner Abreise hatte ich die Möglichkeit von Manuel Schust das Buch „111 Gründe, die Fraport Skyliners zu lieben“ zu erhalten. Ich fand es ein großartiges Geschenk, denn die Fraport Skylines sind einfach mein Lieblingsverein und ich versorge auch den Pressesprecher mit Zahlenspiele rund um den Verein. Als ich den Titel zum ersten Mal gehört habe, dann kam mir in den Sinn: Es gibt einfach deutlich mehr Gründe als nur 111 Gründe den Verein zu lieben. In dem Buch nimmt Manuel Schust einfach den Leser mit auf die Reise durch die 20 Jahre Vereinsgeschichte und man hat oft das Gefühl man sitzt in einer Zeitkapsel. Auch werden die Erinnerungen an die gewisse Spiele wieder wach. Eigentlich muss man immer wieder Gunnar Wöbke danken, dass er die Bundesligalizenz nach Frankfurt gebracht hat. Aber um das Buch zu lieben, muss man nicht unbedingt die Fraport Skylines lieben. Es ist auch eine schöne Lektüre um die letzten 20 Jahre Basketball-Bundesliga zu verstehen. Aber natürlich stehen die Skyliners im Mittelpunkt. Manuel versteht es dabei auch immer wieder schöne und liebevolle Details zu verwenden. Die 266 Seiten sind insgesamt zeitlos und eine weitere 1 im Titel würde sicherlich nicht schaden. Auf jeden Fall einen Dank an Manuel für die Chance diese Buch bekommen zu haben. Es hat mir sehr großen Spaß gemacht.

Ohrenschmaus?
Seitdem ich hier in Finnland bin, habe ich auch meine Liebe zu Podcasts entdeckt. Für meinen Fußweg von 30 Minuten zur Hochschule höre ich gerne immer wieder diese digitalen Hörspiele. Mein Portfolio der Podcast ist sehr breit. Von Politik, über Film bis hin natürlich zu deutschen Basketball. Dabei habe ich den Podcast von Jörg Bähren entdeckt mit dem Titel „Something Basketball“. Es sind wunderschöne Fragen, welche anschließend eine wunderschöne runde Geschichte ergeben rund um den Spieler. Aufgrund seiner Erfahrung als ehemaliger Pressesprecher der Telekom Baskets Bonn weiß Jörg Bähren seine Fragen auch gezielt zu stellen, dass sich der Spieler auch wohlfühlt und somit mehr als Standardfloskeln erzählt. Wer also die BBL liebt: Ich kann diesen Podcast wärmsten empfehlen.

Die letzten Worte!
„Winter is coming“

Donnerstag, 16. Mai 2019

Saisonende ohne Happy End

Bild: Fraport Skyliners


Die Spielzeit 2018/19 war nicht leicht aus Sicht des Fans der Fraport Skyliners. Aber eine starke Aufholjagd im letzten Saisondrittel ließ kurz den Traum an die Playoffs aufkommen und dennoch gibt es Mitte Mai bereits einen Saisonrückblick.

Am Anfang der Saison diktierte Gunnar Wöbke in die Stenoblöcke der Journalisten folgende ambitionierte Saisonziele: In der regulären Saison unter den Top 4 stehen, im Eurocup in die 2. Runde einziehen und im neu formierten Pokal soll der Titel in der Vitrine stehen. Leider wurde nur eines der gewünschten Ziele erreicht und dies hatte viele Gründe. Einerseits gab es immer wieder Missverständnisse innerhalb der Mannschaft und der Rollenverteilung und andererseits musste immer wieder mit einem Lazarett gekämpft werden. Hinsichtlich der Missverständnisse wurde die Mannschaft im Laufe der Saison immer wieder angepasst und dadurch konnte selten mit einem gewissen Rhythmus trainiert werden. Dabei schöpften die Fraport Skyliners ihr komplettes Nachverpflichtungskontingent aus. Aufgrund der anhaltenden Verletzung von Niklas Kiel und Jonas Wohlfahrt-Bottermann wurde bereits Ende November der Big Man Leon Kratzer verpflichtet. Nachdem Ende Januar feststand, dass ein Weiterkommen ins Viertelfinale des Eurocups nicht mehr möglich ist, nutze Erik Murphy seine Ausstiegsoption und verließ die Mannschaft. Der Finne zeigte in seinen vier Monaten in Frankfurt immer wieder zwei Gesichter. In der Liga blieb er oftmals blass, während er unter der Woche im Eurocup immer wieder zu überzeugen wusste. Nachdem sich Trae Bell-Haynes kurz vorm Jahreswechsel im Spiel gegen Ulm verletzt hatte, reagierten die Fraport Skyliners mit einem Verpflichtungsdoppelschlag: Erst wurde Tyler Larson aus Russland verpflichtet und anschließend kam Tra Holder vom Eurocup Konkurrent Turin nach Mainhattan. Nachdem Bell-Haynes nicht mehr an seine Leistung anknüpfen konnte, verließ er die Mannschaft Ende Februar und Gordon Herbert versuchte mit dem aktuellen Spielermaterial einerseits eine Einheit zu formen und andererseits das Saisonziel der Playoffs noch zu erreichen. Daher wurde das Nationalmannschaftsfenster genutzt für ein Trainingslager im sonnigen Mallorca. Nach der Rückkehr aus Spanien war die Mannschaft kaum wieder zu erkennen. Die Verteidigungsarbeit war stark verbessert und auch in der Offensive griffen die Mechanismen immer besser. Dennoch gab es immer wieder sportliche Rückschläge somit das Saisonziel der Playoffs leider nicht erreicht wurde. Aber es war nicht alles in der Saison 2018/19, denn so wurde beispielsweise der höchste Punkteschnitt der letzten 10 Jahre erzielt. Darauf aufbauend kann man voller Mutes in die nächste Spielzeit geblickt werden und stand heute mit Kapitän Quantez Robertson und Center Leon Kratzer. Wer sonst von der Truppe übrig bleibt, muss man abwarten. Genauso wie sich Gordon Herbert entscheiden wird.

Einzelkritik nach Positionen

Center
In die Saison wurde mit einem klassischen Center mit Jonas Wohlfahrt-Bottermann und einem agilen BigMan Erik Murphy gestartet. Aber Erik Murphy konnte nicht die gewünschte Leistung abrufen und WoBo wurde wieder von einer Verletzung zurückgeworfen. Daher wurde entschieden Leon Kratzer zu verpflichten und dies erwies sich als absoluter Glücksgriff. Leon entwickelte sich innerhalb immer mehr und mit der Rückkehr von WoBo verfügten die Fraport Skyliners über eine interessante TwinTower Konstellation und der Gegner kam kaum zum eigenen Rebound.
Gesamtnote: 2+

Power Forward
Auch hier wurde immer wieder durchrotiert aufgrund der Verletzung von Niklas Kiel. Am Ende fand sich immer häufiger Shawn Huff auf der Position 4 wieder und wurde hier und da durch Marco Völler unterstützt. Schlussendlich rotierte Gordon Herbert immer sehr viel durch und es gab keinen klassischen Power Forward. Als besonders effektiv hat sich die oben genannte TwinTowers erwiesen. Aber um eine Gesamtbewertung zu erstellen, ist es nicht leicht.
Gesamtnote: 2-

Small Forward
Etatmäßig findet sich dort Shawn Huff wieder. Je nach Rotation von Gordon Herbert fand sich dort auch Quantez Robertson wieder. In seiner zweiten kompletten Saison im Dress der Fraport Skyliners lieferte Huff eines der schlechteste Werte in der BBL ab. Nichtsdestotrotz streute der Finne gelegentlich wichtige Würfe ein. Nach seiner Verletzung fand sich auch Niklas Kiel hier wieder und wusste immer mal wieder zu Überzeugung. Aber auch Richard Freudenberg konnte in 22 Spielen über 16 Minuten abgreifen. Aber in Summe war es leider dünn.
Gesamtnote: 3

Shooting Guard
Hier boten die Fraport Skyliners eine breite Rotation an. Zu Beginn der Saison fand sich dort noch eine Mischung aus Tez, Vargas und Heslip wieder. Letzter verließ die Mannschaft und wurde durch Tyler Larson ersetzt. Larson zeigte in seinen 20 Spielen, dass er einerseits ein Anführer ist und andererseits auf beiden Seiten des Platzes solide Leistung abliefern kann. Eine Weiterverpflichtung wäre aus Sicht eines Fans zu wünschen, aber könnte je nach Ausrichtung der Mannschaft sich als Herausforderung herausstellen. Über Tez und seine 10. Saison muss nicht viel gesagt werden. Er spielt wie ein 20-Jähriger im Körper eines 34-Jährigen.
Gesamtnote: 1-2

Point Guard
Die Aufbaurotation bestand aus Trae Bell-Haynes, Jason Clark und Garai Zeeb. Trae Bell-Haynes hatte sich wie bereits erwähnt im Spiel gegen Ulm verletzt und musste ausgetauscht werden gegen Tra Holder. Die Erwartungen an Holder waren groß, denn der US-Amerikaner hatte auf dem College über 40 Punkte mal erzielt. Aber die Anpassung ans europäische Spiel macht sich bemerkbar und Holder konnte nur gelegentlich auf sich aufmerksam machen. Clark dagegen hatte keine Anpassungsprobleme und war zweitbester Punktesammler diese Saison. Garai Zeeb erhielt immer wieder Minuten in der Liga und konnte zum Teil den nächsten Schritt bereits machen.
Gesamtnote: 2

Freitag, 4. Januar 2019

Am Ende ging wieder die Luft aus

Bild: Fraport Skyliners


Ratiopharm Ulm vs. Fraport Skyliners (33:33) 70:63

Kaum aus Ulm draußen, ist man schon wieder in Ulm. So oder so ähnlich müssen sich die Schützlinge von Gordon Herbert aktuell fühlen. Binnen von 5 Tagen zweimal in der gleichen Stadt auftreten. Dieses Mal heißt es die europäische Ehre retten. Abermals vor Ort in der ratiopharm Arena, gibt es den nächsten Spielbericht über die Partie.

Q1 (14:15) Heimlicher Lauf
Die europäischen Vorzeichen standen im Vorfeld der Partie komplett unterschiedlich. Während Frankfurt vollkommen überraschend den dritten Platz in ihrer Gruppe vorzeitig unter Dach und Fach brachte, taten sich die Ulmer schwer und konnten erst am letzten Spieltag mit einem furiosen Sieg gegen Brescia in die nächste Runde einziehen. Aufgrund der vorgegebenen Gruppenkonstellation treffen die beiden deutschen Bestreiter aufeinander. Mit ihnen gemeinsam in der Gruppe befinden sich auch noch ASVEL Villeurbanne und Lokomotive Moskau. Aber genug über die Konstellation erzählt, schließlich wurde auch noch Basketball gespielt in Ulm.
Ähnlich wie in der Partie des 13. Spieltages in der Bundesliga am 29.12.2018 agierten beide Mannschaften sehr intensiv in der Verteidigung. Dabei vertrauten beide Trainer auf eine andere Starting Five als noch in der Liga. Bei Ulm waren es reine taktische Maßnahmen, da Thorsten Leibenath der Meinung war den Code von Gordon Herbert geknackt zu haben. Gordon Herbert dagegen musste agieren, denn Trae Bell-Haynes und Akeem Vargas gesellten sich dem Lazarett dazu. In den ersten Minuten schien sich die taktische Umstellung von Ulms Trainer auch zu lohen, denn seine Mannschaft agierte durchaus wacher und klüger in den ersten Minuten. Nach dem Isaac Fotu seine Mannschaft mit 10:4 in Front gebracht hatte, nahm Gordon Herbert auch seine erste Auszeit. Darin appellierte er an den Teamgeist und brachte neuen Schwung ins Team. Anschließend waren die Frankfurter nicht wieder zu erkennen. Legten einerseits defensiv eine Schippe drauf und andererseits erarbeiteten sich nach und nach einen 2:9 Lauf und sicherten auch die erste Viertelführung der Partie.

Q2 (19:17) Verletzungssorgen – was ist das?
Abermals begann das Viertel mit einer intensiven Verteidigungsarbeit auf beiden Seiten. Eine gefühlte Ewigkeit kam es zu keinem Korberfolg. Ehe Quantez Robertson und Ismet Akpinar die Fans jeweils mit einem Dreier erlösten. Anschließend erhöhte Ulm den Druck und versuchte die kurze Rotation der Frankfurter müde zu spielen. Aber diese wehrten sich mit aller Kraft und vorhandenen Personal. Durch diese überraschende Spielweise und Unkonzentriertheiten zwangen die Frankfurter die Ulmer Basketballer zu manchen Abstimmungsfehlern. Bei den Frankfurter fiel insbesondere auf, dass Garai Zeeb manchmal zu sehr Ballverliebt ist und die Spielsysteme nicht komplett ausspielt. Ähnliches gilt für Jason Clark. Der US-Amerikaner fordert häufig den Ball. Anschließend wandelt er auf einen schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Genie. Auf Ulmer Seite gilt ähnliches für Patrick Miller. Der Aufbauspieler neigt gerne dazu in 1 gegen 1 zu verfallen. Ähnliches geschah auch 2 Sekunden vor Ende des zweiten Viertels. Aber dort glückte die Aktion und somit trennten sich beide Teams 33:33 in die Halbzeitpause.

Q3 (20:17) Green sorgt für Stimmung und Spaß
Auffällig zu Beginn des dritten Viertels war, dass das Thorsten Leibenath seiner Starting Five vom Anfang der Partie vertraute. Gordon Herbert wollte dagegen taktisch umstellen und gewährte Elijah Clarance den Vortritt. Abermals agierten beide Mannschaften mit einem hohen Niveau in der Verteidigung. Resultierend entstanden auch viele Ballverluste auf beiden Seiten. Quasi aus dem Nix packte Javonte Green seine Sprungfedern aus und zimmerte einer seiner bekannten Dunks aus. Mit diesem Highlight des Spiels weckte er die 3750 Fans in der ratiopharm Arena und die Stimmung war auf einmal da. David Krämer packte anschließend noch einen Dreier hinterher und das Haus stand förmlich Kopf. Nachdem Fotu auch noch einen einfachen Korbleger machen durfte, nahm Gordon Herbert eine Auszeit. Wieder musste Gordon Herbert seine Mannschaft neu sortieren. Niemand geringeres als der Kapitän Quantez Robertson nahm sich ein Herz und traf zwei Dreier hintereinander und die Partie war wieder halbwegs ausgeglichen. Anschließend schwankte die Führung der Ulmer zwischen fünf und drei Punkten. Am Ende des dritten Viertels waren es dann eine drei Punktführung für die Gastgeber.

Q4 (70:63) Luft ging am Ende doch aus
In den ersten Minuten des letzten Spielabschnitts wirkten die Skyliners keineswegs wie eine Mannschaft, die unter Verletzungssorgen leidet. Die Mannschaft hielt gut mit und agierte mit viel Selbstbewusstsein. Jegliche Druckphase vom Gegner wurde mit Bravour gemeistert. Lag aber auch an der klugen Rotation von Gordon Herbert bei den Schlüsselpositionen. Leibenath sah seinen Schlüssel zum Erfolg in seiner tiefen Bank und wechselte viel durch um die Frankfurter Verteidigungskünste so zu brechen. Einziger Offensiverlichtblick blieb dennoch Javonte Green. Aber die taktischen Maßnahmen von Thorsten Leibenath schein sich zu lohnen, denn die Kräfte gingen nach und nach verloren bei den Skyliners. Ein kurzes Aufbäumen von Quantez Robertson und Shawn Huff wurden am Ende doch nicht belohnt und Frankfurt musste Ulm abermals den Sieg überlassen.

Punkteverteilung
Punkteverteilung ratiopharm Ulm:
Reinhardt (3P.), Miller (15P. + 8A.), Evans (4P.), Green (20P.), Günther (0P.), Thompson (2P.), Akpinar (5P.), Radosalvjevic (0P.), Ugrai (0P.), Schilling (6P.), Fotu (6P.), Krämer (9P.)

Punkteverteilung Fraport Skyliners:
Murphy (10P.), Clarance (6P.), Zeeb (4P. + 7A.), Clark (18P.), Huff (10P.), Freudenberg (0P.), Kayser (dnp), Trtovac (dnp) Robertson (13P.), Völler (2P.)

Stimmen zum Spiel
Gordon Herbert (Trainer Fraport Skyliners) „Wir haben das Tempo gespielt, welches wir uns vorgenommen haben. Wir haben Ulm zu einem Halfcourt Spiel gezwungen, wurden aber zu oft von Ulm mit dem Zug zum Korb geschlagen. Einige Turnover im vierten Viertel haben uns sehr wehgetan. Aber wenn man unsere Situation berücksichtigt war unser Einsatz sehr gut. Wir haben gekämpft und sehr hart gespielt.“


Thorsten Leibenath (Trainer ratiopharm Ulm) „Ich habe schon vorher gesagt, dass man ein Team, welches von Gordon Herbert trainiert wird und einen Quantez Robertson auf dem Feld hat, nichts anderes als ein hartes Spiel erwarten kann. Beide Teams waren heute bereit. Mein Team hat vielleicht nach dem guten Start gedacht es wird einfach. Wir haben zu Beginn zu viele Würfe von draußen genommen und haben zu wenige Fouls gezogen. In der zweiten Hälfte war unser defensiver Druck und unsere physische Präsenz besser. Wir haben dann mehr attackiert und keine frühen Dreier genommen.

Zahlenspiele des Abends:
23 – Mit 23 Minuten auf dem Parkett stellt Garai Zeeb eine neue persönliche Bestmarke im Eurocup auf. Der 21-Jährige profitiert aktuell von den Verletzungssorgen der Skyliners und bekommt das Vertrauen von Gordon Herbert ausgesprochen.

11 – Auf der Gegenseite verbuchte Per Günther mit seinen 11 Minuten auf dem Parkett einen persönlichen Minusrekord. Einerseits kommt der Aufbauspieler ins Alter gekommen und andererseits ist er nicht die aller erste Option, denn mit David Krämer steht sein potentieller Nachfolger in den Startlöchern.