Freitag, 4. Januar 2019

Am Ende ging wieder die Luft aus

Bild: Fraport Skyliners


Ratiopharm Ulm vs. Fraport Skyliners (33:33) 70:63

Kaum aus Ulm draußen, ist man schon wieder in Ulm. So oder so ähnlich müssen sich die Schützlinge von Gordon Herbert aktuell fühlen. Binnen von 5 Tagen zweimal in der gleichen Stadt auftreten. Dieses Mal heißt es die europäische Ehre retten. Abermals vor Ort in der ratiopharm Arena, gibt es den nächsten Spielbericht über die Partie.

Q1 (14:15) Heimlicher Lauf
Die europäischen Vorzeichen standen im Vorfeld der Partie komplett unterschiedlich. Während Frankfurt vollkommen überraschend den dritten Platz in ihrer Gruppe vorzeitig unter Dach und Fach brachte, taten sich die Ulmer schwer und konnten erst am letzten Spieltag mit einem furiosen Sieg gegen Brescia in die nächste Runde einziehen. Aufgrund der vorgegebenen Gruppenkonstellation treffen die beiden deutschen Bestreiter aufeinander. Mit ihnen gemeinsam in der Gruppe befinden sich auch noch ASVEL Villeurbanne und Lokomotive Moskau. Aber genug über die Konstellation erzählt, schließlich wurde auch noch Basketball gespielt in Ulm.
Ähnlich wie in der Partie des 13. Spieltages in der Bundesliga am 29.12.2018 agierten beide Mannschaften sehr intensiv in der Verteidigung. Dabei vertrauten beide Trainer auf eine andere Starting Five als noch in der Liga. Bei Ulm waren es reine taktische Maßnahmen, da Thorsten Leibenath der Meinung war den Code von Gordon Herbert geknackt zu haben. Gordon Herbert dagegen musste agieren, denn Trae Bell-Haynes und Akeem Vargas gesellten sich dem Lazarett dazu. In den ersten Minuten schien sich die taktische Umstellung von Ulms Trainer auch zu lohen, denn seine Mannschaft agierte durchaus wacher und klüger in den ersten Minuten. Nach dem Isaac Fotu seine Mannschaft mit 10:4 in Front gebracht hatte, nahm Gordon Herbert auch seine erste Auszeit. Darin appellierte er an den Teamgeist und brachte neuen Schwung ins Team. Anschließend waren die Frankfurter nicht wieder zu erkennen. Legten einerseits defensiv eine Schippe drauf und andererseits erarbeiteten sich nach und nach einen 2:9 Lauf und sicherten auch die erste Viertelführung der Partie.

Q2 (19:17) Verletzungssorgen – was ist das?
Abermals begann das Viertel mit einer intensiven Verteidigungsarbeit auf beiden Seiten. Eine gefühlte Ewigkeit kam es zu keinem Korberfolg. Ehe Quantez Robertson und Ismet Akpinar die Fans jeweils mit einem Dreier erlösten. Anschließend erhöhte Ulm den Druck und versuchte die kurze Rotation der Frankfurter müde zu spielen. Aber diese wehrten sich mit aller Kraft und vorhandenen Personal. Durch diese überraschende Spielweise und Unkonzentriertheiten zwangen die Frankfurter die Ulmer Basketballer zu manchen Abstimmungsfehlern. Bei den Frankfurter fiel insbesondere auf, dass Garai Zeeb manchmal zu sehr Ballverliebt ist und die Spielsysteme nicht komplett ausspielt. Ähnliches gilt für Jason Clark. Der US-Amerikaner fordert häufig den Ball. Anschließend wandelt er auf einen schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Genie. Auf Ulmer Seite gilt ähnliches für Patrick Miller. Der Aufbauspieler neigt gerne dazu in 1 gegen 1 zu verfallen. Ähnliches geschah auch 2 Sekunden vor Ende des zweiten Viertels. Aber dort glückte die Aktion und somit trennten sich beide Teams 33:33 in die Halbzeitpause.

Q3 (20:17) Green sorgt für Stimmung und Spaß
Auffällig zu Beginn des dritten Viertels war, dass das Thorsten Leibenath seiner Starting Five vom Anfang der Partie vertraute. Gordon Herbert wollte dagegen taktisch umstellen und gewährte Elijah Clarance den Vortritt. Abermals agierten beide Mannschaften mit einem hohen Niveau in der Verteidigung. Resultierend entstanden auch viele Ballverluste auf beiden Seiten. Quasi aus dem Nix packte Javonte Green seine Sprungfedern aus und zimmerte einer seiner bekannten Dunks aus. Mit diesem Highlight des Spiels weckte er die 3750 Fans in der ratiopharm Arena und die Stimmung war auf einmal da. David Krämer packte anschließend noch einen Dreier hinterher und das Haus stand förmlich Kopf. Nachdem Fotu auch noch einen einfachen Korbleger machen durfte, nahm Gordon Herbert eine Auszeit. Wieder musste Gordon Herbert seine Mannschaft neu sortieren. Niemand geringeres als der Kapitän Quantez Robertson nahm sich ein Herz und traf zwei Dreier hintereinander und die Partie war wieder halbwegs ausgeglichen. Anschließend schwankte die Führung der Ulmer zwischen fünf und drei Punkten. Am Ende des dritten Viertels waren es dann eine drei Punktführung für die Gastgeber.

Q4 (70:63) Luft ging am Ende doch aus
In den ersten Minuten des letzten Spielabschnitts wirkten die Skyliners keineswegs wie eine Mannschaft, die unter Verletzungssorgen leidet. Die Mannschaft hielt gut mit und agierte mit viel Selbstbewusstsein. Jegliche Druckphase vom Gegner wurde mit Bravour gemeistert. Lag aber auch an der klugen Rotation von Gordon Herbert bei den Schlüsselpositionen. Leibenath sah seinen Schlüssel zum Erfolg in seiner tiefen Bank und wechselte viel durch um die Frankfurter Verteidigungskünste so zu brechen. Einziger Offensiverlichtblick blieb dennoch Javonte Green. Aber die taktischen Maßnahmen von Thorsten Leibenath schein sich zu lohnen, denn die Kräfte gingen nach und nach verloren bei den Skyliners. Ein kurzes Aufbäumen von Quantez Robertson und Shawn Huff wurden am Ende doch nicht belohnt und Frankfurt musste Ulm abermals den Sieg überlassen.

Punkteverteilung
Punkteverteilung ratiopharm Ulm:
Reinhardt (3P.), Miller (15P. + 8A.), Evans (4P.), Green (20P.), Günther (0P.), Thompson (2P.), Akpinar (5P.), Radosalvjevic (0P.), Ugrai (0P.), Schilling (6P.), Fotu (6P.), Krämer (9P.)

Punkteverteilung Fraport Skyliners:
Murphy (10P.), Clarance (6P.), Zeeb (4P. + 7A.), Clark (18P.), Huff (10P.), Freudenberg (0P.), Kayser (dnp), Trtovac (dnp) Robertson (13P.), Völler (2P.)

Stimmen zum Spiel
Gordon Herbert (Trainer Fraport Skyliners) „Wir haben das Tempo gespielt, welches wir uns vorgenommen haben. Wir haben Ulm zu einem Halfcourt Spiel gezwungen, wurden aber zu oft von Ulm mit dem Zug zum Korb geschlagen. Einige Turnover im vierten Viertel haben uns sehr wehgetan. Aber wenn man unsere Situation berücksichtigt war unser Einsatz sehr gut. Wir haben gekämpft und sehr hart gespielt.“


Thorsten Leibenath (Trainer ratiopharm Ulm) „Ich habe schon vorher gesagt, dass man ein Team, welches von Gordon Herbert trainiert wird und einen Quantez Robertson auf dem Feld hat, nichts anderes als ein hartes Spiel erwarten kann. Beide Teams waren heute bereit. Mein Team hat vielleicht nach dem guten Start gedacht es wird einfach. Wir haben zu Beginn zu viele Würfe von draußen genommen und haben zu wenige Fouls gezogen. In der zweiten Hälfte war unser defensiver Druck und unsere physische Präsenz besser. Wir haben dann mehr attackiert und keine frühen Dreier genommen.

Zahlenspiele des Abends:
23 – Mit 23 Minuten auf dem Parkett stellt Garai Zeeb eine neue persönliche Bestmarke im Eurocup auf. Der 21-Jährige profitiert aktuell von den Verletzungssorgen der Skyliners und bekommt das Vertrauen von Gordon Herbert ausgesprochen.

11 – Auf der Gegenseite verbuchte Per Günther mit seinen 11 Minuten auf dem Parkett einen persönlichen Minusrekord. Einerseits kommt der Aufbauspieler ins Alter gekommen und andererseits ist er nicht die aller erste Option, denn mit David Krämer steht sein potentieller Nachfolger in den Startlöchern.