Bild: Fraport Skyliners |
Was zunächst wie
der Titel eines Satiremagazins klingt, ist aber für den Combo-Forward der
Fraport Skyliners Shavon Shields völlig normal. Darüber und mehr hat er mir in
einem ausführlichen Interview verraten.
Aus sportlicher Sicht war die Saison 2015/16 für die Fraport
Skyliners eines der erfolgreichsten. Zumindest seitdem der
Flughafenbetreiber Fraport als Hauptsponsor eingestiegen ist. Dementsprechend wurden Begehrlichkeiten für die Protagonisten des Erfolges nach der
Saison geweckt. Ein herber Verlust – aufgrund seiner Vielseitigkeit – war der
des Kanadier Aaron Doornekamp. Einen identischen Spielertyp zu finden, war also nahezu unmöglich für Gordon Herbert. Daher entschloss er sich
für die Wahl eines College-Rookie mit viel Potenzial nach oben. Diesen fand er
mit Shavon Shields. Dabei hat Shavon Shields sich in seinen vier Jahren an der
Universität von Nebraska einen Namen gemacht. Da er zum elitären Kreis der
Spieler gehört, welche die Marke von 1.500 Punkten und 600 Rebounds geknackt
haben. Hinzu kommt, dass er aufgrund der dänischen Wurzeln seiner Mutter im
Jahr 2013 erste Erfahrungen auf europäischen Parkett sammeln konnte. Denn er nahm an der Nordic Championship teil. Dies ist ein Länderturnier zwischen den
skandinavischen Ländern sowie Estland.
Aber mehr dazu nun im Interview!
Shavon, es ist
nicht dein erstes Mal in Europa, richtig?
Shavon Shields:
Meine Mum kommt aus Dänemark, daher war ich bereits vorher in Europa. Wir besuchen
jeden Sommer meine Verwandten und machen immer Ausflüge. Dabei waren wir auch
mal in Deutschland.
2013 hast du an
der Nordic Championship teilgenommen. Welche Erinnerungen hast du an diesem
Turnier?
Shields: Ich bin nach
Kopenhagen geflogen. Das U20-Team und ich durften gemeinsam mit der
Nationalmannschaft an eine Art Trainingslager teilnehmen. Anschließend sind wir
nach Finnland geflogen und haben drei Spiele absolviert. Es hat sehr viel Spaß
gemacht und es war eine sehr gute Erfahrung zugleich.
Inwieweit hat dir
dieses Turnier geholfen persönlich und sportlich?
Shields: Es war auf
jeden Fall eine gute Erfahrung. Die europäische Spielweise ist doch komplett
anders aufgrund ihrer Regeln. Bestes Beispiel hierfür ist die
Schrittfehlerregelung. Aber sportlich hat es mir dennoch nicht weitergeholfen,
denn wir waren alle jung. Es ist anders als, wenn ich als jüngerer gegen
Erwachsene spielen hätte dürfen.
Wie du bereits
gesagt hattest, ist deine Mum aus Dänemark. Hat der Verband dich kontaktiert
oder hast du den Verband kontaktiert?
Shields: Der
Verband hatte mich kontaktiert bzw. sie hatten meine Mum über Facebook
kontaktiert.
Ein Jahr später
zurück in Nebraska hattest du die Gelegenheit am March Madness teilnehmen zu
dürfen. Wir kennen so etwas nicht in Deutschland. Nimm uns mit in diese Welt!
Shieds: Es ist ein
einmaliges Erlebnis, welches du vermutlich nur einmal in deinem Leben erleben
wirst. Du bist einfach mittendrin, mittendrin zwischen den Verrückten. Wir
waren damals im Team sehr glücklich, dass wir es geschafft haben und dieses
Gefühl erleben dürfen. Dafür arbeitet man schließlich.
Dein Trainer Tom
Miles wurde auch in dieser Spielzeit Trainer des Jahres. Inwieweit hat er dir weitergeholfen
als Spieler?
Shields: Er hat mir
bei jedem Training geholfen. Er hat mir sehr viel Vertrauen geschenkt und hat
daher auch einige Spielsysteme für mich entwickelt. Zudem habe ich sehr viel
Spielzeit bekommen von ihm und ich habe mich dementsprechend schnell
entwickelt. Als Freshman (Anm.: Studenten im ersten Jahr an Universität werden
so genannt) habe ich über 28 Minuten bekommen und das hat meiner Entwicklung
sehr weitergeholfen. Den nur über das Spiel lernt man das Spiel und nicht nur
durchs zuschauen. Er hat mich einfach ins kalte Wasser geworfen und das hat mir
sehr weitergeholfen.
Wie würdest du denn
seine Art als Trainer beschreiben?
Shields: Er ist ein
sehr leidenschaftlicher Trainer. (lacht) Er versucht immer wieder dich zu
animieren, aber er hat ein großes Basketballverständnis. Außerdem ist er als
Mensch immer für dich da, wenn du ein Problem hast. Er hat wirklich ein gutes
Programm in Nebraska aufgebaut und hat auch Interesse an den Zuschauern mit
deren Wünschen.
Du warst am College
nicht der schlechteste. Dennoch hast du die gesamten vier Jahre dort verweilt
und hast die Rufe der NBA ignoriert. Weshalb?
Shields:
Schulbildung ist eine wichtige Sache für meine Familie. Meine Eltern waren die
Ersten innerhalb ihrer Familie, welche einen Abschluss erworben haben und das
haben sie an uns weitergegeben. Zuerst machst du deinen Abschluss und dann den
Rest.
Das ist eine sehr
ungewöhnliche Aussage: „Education first, Sport second“. Siehst du das nicht
doch kritisch?
Shields: Nein,
meine Eltern haben mir das stets eingeimpft, dass das ein Schulabschluss
wichtig ist. Daher gab es für mich keine andere Alternative.
Nach deiner Zeit
in Nebraska hast du deinen Traum von der NBA über die Summerleague versucht zu
erfüllen. Wie war es ein Teil eines NBA Vereins kurzfristig zu sein?
Shields: Es war
einfach großartig. Ich durfte einfach während der Summerleague die NBA hinter
den Kulissen erleben mit all dem Personal und Schnickschnack. Allein das ganze
Training war überwältigend. Ein wichtiges Erlebnis für mich.
Dann hast du dich
für die Fraport Skyliners entschieden. Wie entstand der Kontakt?
Shields: Mein Agent
hatte es damals für mich alles geregelt.
Du bist nun über
fünf Monate in der Mainmetropole. Fühlst du dich den bereits wohl?
Shields: Natürlich.
Es ist eine schöne Stadt. Wir sind eine junge Mannschaft und dadurch machen wir
viele Sachen gemeinsam. Beispielsweise sitzen wir gemeinsam an der Konsole und
zocken FIFA. Dadurch ist es eine angenehme Situation für mich.
Hast du zuvor
schon von der BBL gehört oder war sie für dich Neuland?
Shields: Ja, ein
paar Freunde aus anderen Colleges haben in der BBL bereits gespielt.
Hattest du bereits
vor der Saison Erwartungen an die Liga oder an dich selbst?
Shields: Ich sah
eigentlich alles pragmatisch, denn ich war noch nie wirklich woanders. Zudem
können Erwartungen dich umbringen – im Sinne von enttäuschen. Ich habe wirklich
versucht die Situation so anzunehmen wie sie ist.
Dein Statsverlauf ist
sehr typisch für einen Rookie. Was machst du beim Training oder hast du einen
bestimmten Trainingsfokus?
Bild: Fraport Skyliners |
Shields: Eigentlich
nur lernen. Ich sage immer wieder, es ist mein erstes Jahr und die Saison ist
deutlich länger als ich es bisher kenne. Außerdem ist das Spiel komplett anders.
Dies macht sich vor allem beim Spacing bemerkbar oder die stände rotierende
Verteidigungsart. Ich versuche das einfach zu verstehen und zu lernen.
Gucken wir mal aufs
Team. Der Saisonstart war sehr holprig. Einige Spiele kamen, einige Spieler gingen.
Wie schwer war es für dich sich auf diese Situation einzulassen?
Shields: Es war
selbstverständlich sehr schwer für mich. Jeder hat eine andere Art zu spielen
und ich musste mein Spiel dementsprechend anpassen. Kaum hatte ich es
geschafft, war der Spieler auch nicht mehr bei uns im Kader. Aber wir mussten
alle damit umgehen, aber nun sind wir auf einem guten Weg.
Wie du auch selbst
weißt, seid ihr ein junges Team. Wie wichtig ist es einen Spieler wie Quantez
Robertson im Kader zu haben mit all seiner Erfahrung?
Shields: Es ist
wirklich sehr wichtig für uns alle. Er gibt sich wirklich sehr viel Mühe mit
uns jungen Spieler. Beim Training gibt er immer wieder Hinweise, was wir besser
machen können. Außerdem erklärt er nochmals die Spielsysteme. Einen Spieler wie
ihn in der Mannschaft zu haben, ist wirklich sehr wertvoll.
Macht sich dies
auch abseits des Platzes bemerkbar?
Shields:
Selbstverständlich. Er nimmt uns junge Spieler an die Hand und zeigt uns wie
die europäische Lebensweise funktioniert. Das war für mich besonders wichtig,
denn ich bin das erste Mal von daheim weg. Da ist natürlich für mich alles sehr
viel anders und da ist er wirklich eine große Stütze für mich.
Zurück zum Sport.
FIBA Champions League ist nun unglücklicherweise vorbei. Wie wichtig war das
Turnier für dich und der Mannschaft?
Shields: Es war ein
Wettbewerb und ich bin immer noch enttäuscht über das Ausscheiden und das wir
nicht zu den besten 16 Mannschaften gehören. (Anm.: Fraport Skyliners hatten
einen Zehn-Punkte-Vorsprung gegen Pinar Kariskaya verspielt) Aber
selbstverständlich nehmen wir diese Zeit mit für unsere Entwicklung als
Mannschaft und motivieren uns selbst. Auch weil wir grad so eine junge
Mannschaft sind, war dieses Turnier sehr wichtig als Erfahrung.
Nun könnt ihr euch
auf die BBL konzentrieren und die Playoffs sind nicht sonderlich weit weg. Ist
das Thema innerhalb der Mannschaft bereits oder denkt man eher von Spiel zu
Spiel?
Shields: Noch zwei
Spieltage und wir haben noch zehn Spiele in der regulären Saison zu spielen.
Wir wollen uns da noch keine Luftschlösser bauen. Aber natürlich reden wir
gelegentlich darüber.
Dein Vertrag hat
eine Option für nächste Saison. Ist das bereits ein Thema?
Shields: Nein, ich
werde mich mit den Verantwortlichen am Ende der Saison erst zusammensetzen.
Dein Erkennungsmerkmal ist deine Frisur. Woher hast du deine Mähne, weil
dein Vater hat ja eher eine Glatze?
Shields: Ich habe
wirklich keine Ahnung, denn mein Vater hat wirklich eine Glatze und meine
Mutter ist eine Weiße und hat daher nicht die Gene.
Zum
Abschluss zurück zur dänischen Nationalmannschaft: Werden wir dich im Dress der
Nationalmannschaft sehen demnächst?
Shields: Wie du
weißt, sind die ganzen Spielplan-Diskussionen noch nicht abgeschlossen. Daher
muss man diese ganze Thematik abwarten. Aber ich würde es lieben für die
Nationalmannschaft mal aufzulaufen. Auch der Verband weiß über meine Absichten,
aber auch sie müssen abwarten.
In diesem Sinne
vielen Dank an Shavon Shields für seine Zeit und einen Dank an die Fraport
Skyliners, dass sie dieses Gespräch ermöglicht haben. Zudem alles Gute für die
restliche Saison und hoffentlich wird das Saisonziel mit den Playoffs noch
Realität.