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Eigentlich sollte
2016/17 eine Kopie des Jahres 2015/16 werden und sogar noch besser laufen. Aber
es kam alles anders in Würzburg. Welche Gründe stecken dahinter? – Eine
Analyse!
Rückblende! Am 15.05.2016 scheiterten die s.Oliver
Würzburg in der ersten Runde der Playoffs gegen die Brose Bamberg. Dabei waren
die Würzburger im Frankenderby chancenlos, aber dennoch glücklich über den
Saisonverlauf. Doug Spradley diktierte damals in die Blöcke der Journalisten: „Danke
auch an meine Mannschaft, denn wir haben mit dem frühzeitigen Klassenerhalt und
dem Erreichen der Playoffs zwei Ziele erreicht. Darauf können wir stolz sein.“
Mit den selbigen Zielen wollten die Würzburger auch in die Saison 2016/17
gehen.
Zwar mussten die Würzburger bereits 15 Tage nach den
Ausscheiden von den Playoffs sich bereits von ihrem Kapitän und Aufbauspieler
Dru Joyce verabschieden, aber konnten adäquaten Ersatz mit Jake Odum
präsentieren. Zwei Tage später kam die Meldung, dass sie mit ihren
Leistungsträgern Brendan Lane und Lamonte Ulmer verlängern. Abermals zwei Tage später konnten sie die
Verpflichtung vom Flügelspieler Vladimir Mihailovic berichten. Mit diesen vier
Spielern war sich die Expertenriege bereits sicher, dass das Ziel – die
Playoffs – nicht in weite Ferne rücken. Anschließend herrschte ein wenig Ruhe
um den Würzburger Kader, aber Ende Juni wurde die Rückkehr Kresimir Loncar
bekannt gegeben. Der Kroate mit deutschen Pass hatte zuvor für ALBA Berlin
gespielt und galt dort als guter Rollenspieler. Anschließend konnten die
Würzburger mit zwei Talenten mit Lukas Wank und Georg Voigtmann auf einen
Vertrag einigen. Als Spielmacher und Entlastung von Jake Odum fanden sie den
College Rookie Marqueze Coleman als geeignet. Am 03.08.2016 komplettierten sie
ihren Kader mit dem Power Forward Marshawn Powell. Aus der Vorsaison konnten
sie außerdem auf die Deutschen Max Ugrai, Maurice Stuckey und Sebastian Betz
zählen. In Summa wirkte der Kader sehr ausgeglichen und wohl überlegt
zusammengestellt. Dem Saisonziel sollte nichts im Weg stehen.
Problemzone 1:
Verletzungen in der Vorbereitung
Nichts ist schlimmer für eine Mannschaft als ein
verletzter Spieler in der Vorbereitung. Als Marqueze Coleman am 06.08.2016 den
obligatorischen Medizin-Check durchlief, entdeckten die Ärzte eine Verletzung
am linken Knöchel. Die Verletzung konnte lediglich mittels einer Operation
behoben werden Aus diesem Grund musste der Vertrag mit dem Aufbauspieler
aufgelöst werden. Anschließend hat es über 17 Tage gebraucht um einen Ersatz zu
finden und dieser wurde in Person von Ricky Tarrant präsentiert. Aber die
Verantwortlichen waren sich der Fähigkeiten des 1.88m großen Aufbaus nicht
sicher und gaben ihn nur einen Tryout-Vertrag. Nach Ablauf des Probevertrages
wurde dieser nicht verlängert und stattdessen konnte der „Guard des Jahres“ aus
Schweden verpflichtet werden. Der schwedische Nationalspieler Charles Barton
soll für die nötige Entlastung sorgen. Keine zwei Wochen später schlug das
Verletzungspech wieder zu bei den Unterfranken. Sebastian Betz verletzte sich
am Sprunggelenk und soll länger ausfallen. Sein Ersatz kommt aus den eigenen
Reihen mit Felix Hoffmann. Anschließend kam es zum Ausfall des Power Forward
Marshawn Powell kurz vor Saisonbeginn und die Verantwortlichen mussten abermals
den Spielermarkt sondieren. Mit James Southerland konnten sie fünf Tage vor dem
ersten Spieltag einen Bundesligaerfahrenen Power Forward verpflichten.
Problemzone 2:
Spielerabgang während der Saison
Zwar konnten die Neuzugänge gut ins Spielsystem integriert
werden, dennoch kam es abermals zu unruhigen Zeiten im Kader. So verließ zum
Nikolaustag James Southerland den Kader und Marshawn Powell musste in den Kader
wieder integriert werden. Dabei unterscheiden sich die beiden Spieler auf den
ersten Eindruck von der Spielweise nicht, dennoch muss 27-Jährige die Laufwege
und Systeme lernen. Aber bereits bei seinem zweiten Spiel konnte der 2.01m
große Forward zweistellig punkten. Stattdessen kam die Meldung über die
Auflösung des Vertages mit Vladimir Mihailovic am 13.12.2016 völlig
überraschend. Zwar konnte der Guard, welcher aus Tübingen kam, nicht an seine
Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen, aber wirkte dennoch nicht wie ein
Fremdkörper innerhalb des Mannschaftsgefüge. Aber dennoch sahen beide Seiten
keine gemeinsame Zukunft aufgrund seiner bisherigen Leistung und lösten den
Vertrag einvernehmlich auf. Dadurch fehlten den Würzburgern auf einen Schlag
7.3 Punkte pro Partie und ein hochprozentiger Werfer, denn in seinen 12 Spielen
für die Würzburger traf der Montenegriner über 52% seiner Würfe aus dem
Zweipunktbereich.
Problemzone 3:
Rotation bzw. Überlastung von Odum
Durch den Abgang von Vladimir Mihailovic wurde der Kader
auf den kleinen Positionen ziemlich dünn.
Hinzu kommt, dass Charles Barton nicht an seine Leistungen aus Zeiten in
der schwedischen Liga nicht anknüpfen kann. Auf Grund dieser beiden Tatsachen
steht Jake Odum über 32 Minuten auf dem Parkett und hat dadurch am längsten den
Ball in der Hand. Zwar kann Maurice Stuckey für Entlastung sorgen, aber der
gebürtige Augsburger fühlt sich auf der Position des Shooting Guard eher daheim
als auf der Aufbauposition. Von daher stand Odum lediglich in sechs Partien weniger
als 29 Minuten auf Parkett. Zwar überzeugt der 26-Jährige mit knapp 16 Punkten
und 5.8 Vorlagen pro Partie, aber auf der anderen Seite verliert er auch über
2.4mal pro Spiel den Ball. Meistens schleichen sich diese Konzentrationsfehler
gegen Ende der Partie ein und bringen somit der Mannschaft um den Sieg.
Jüngstes Beispiel ist die Auswärtspartie gegen die Fraport Skyliners. Nach
Einwurf seiner Mannschaft konnte Quantez Robertson ohne größere Probleme den
Ball klauen. Selbstverständlich hielt Jake Odum auf der anderen Seite seine
Mannschaft mit seinen Wahnsinnsdreier lange in der Partie.
ZusammenfassendHätten die Würzburger keine Verletzungsprobleme in der
Vorbereitung erlebt und die Neuzugänge hätten so funktioniert wie vorgestellt,
dann wären sie nicht in der Situation wie sie im Moment sind. Stattdessen fällt
und steht die Leistung allen voran von Jake Odum. Mit seinen Dreiern jenseits
der neun Metern kann er ein Segen sein, aber gleichzeitig durch seine
Ballverluste in Schlüsselmomenten ein Fluch. Dennoch ist Dirk Bauermann guter
Dinge für die Zukunft: „Wir merken eine deutliche Steigerung innerhalb der
Mannschaft Woche für Woche.“ Auch Gordon Herbert erkennt das Potenzial der
Würzburger: „Sie gehen stets aggressiv zum Ball und sind ein toughes Team
dadurch.“
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