Freitag, 3. März 2017

Quo vadis Würzburg

Bild: easycredit BBL

Eigentlich sollte 2016/17 eine Kopie des Jahres 2015/16 werden und sogar noch besser laufen. Aber es kam alles anders in Würzburg. Welche Gründe stecken dahinter? – Eine Analyse!

Rückblende! Am 15.05.2016 scheiterten die s.Oliver Würzburg in der ersten Runde der Playoffs gegen die Brose Bamberg. Dabei waren die Würzburger im Frankenderby chancenlos, aber dennoch glücklich über den Saisonverlauf. Doug Spradley diktierte damals in die Blöcke der Journalisten: „Danke auch an meine Mannschaft, denn wir haben mit dem frühzeitigen Klassenerhalt und dem Erreichen der Playoffs zwei Ziele erreicht. Darauf können wir stolz sein.“ Mit den selbigen Zielen wollten die Würzburger auch in die Saison 2016/17 gehen.

Zwar mussten die Würzburger bereits 15 Tage nach den Ausscheiden von den Playoffs sich bereits von ihrem Kapitän und Aufbauspieler Dru Joyce verabschieden, aber konnten adäquaten Ersatz mit Jake Odum präsentieren. Zwei Tage später kam die Meldung, dass sie mit ihren Leistungsträgern Brendan Lane und Lamonte Ulmer verlängern.  Abermals zwei Tage später konnten sie die Verpflichtung vom Flügelspieler Vladimir Mihailovic berichten. Mit diesen vier Spielern war sich die Expertenriege bereits sicher, dass das Ziel – die Playoffs – nicht in weite Ferne rücken. Anschließend herrschte ein wenig Ruhe um den Würzburger Kader, aber Ende Juni wurde die Rückkehr Kresimir Loncar bekannt gegeben. Der Kroate mit deutschen Pass hatte zuvor für ALBA Berlin gespielt und galt dort als guter Rollenspieler. Anschließend konnten die Würzburger mit zwei Talenten mit Lukas Wank und Georg Voigtmann auf einen Vertrag einigen. Als Spielmacher und Entlastung von Jake Odum fanden sie den College Rookie Marqueze Coleman als geeignet. Am 03.08.2016 komplettierten sie ihren Kader mit dem Power Forward Marshawn Powell. Aus der Vorsaison konnten sie außerdem auf die Deutschen Max Ugrai, Maurice Stuckey und Sebastian Betz zählen. In Summa wirkte der Kader sehr ausgeglichen und wohl überlegt zusammengestellt. Dem Saisonziel sollte nichts im Weg stehen.

Problemzone 1: Verletzungen in der Vorbereitung
Nichts ist schlimmer für eine Mannschaft als ein verletzter Spieler in der Vorbereitung. Als Marqueze Coleman am 06.08.2016 den obligatorischen Medizin-Check durchlief, entdeckten die Ärzte eine Verletzung am linken Knöchel. Die Verletzung konnte lediglich mittels einer Operation behoben werden Aus diesem Grund musste der Vertrag mit dem Aufbauspieler aufgelöst werden. Anschließend hat es über 17 Tage gebraucht um einen Ersatz zu finden und dieser wurde in Person von Ricky Tarrant präsentiert. Aber die Verantwortlichen waren sich der Fähigkeiten des 1.88m großen Aufbaus nicht sicher und gaben ihn nur einen Tryout-Vertrag. Nach Ablauf des Probevertrages wurde dieser nicht verlängert und stattdessen konnte der „Guard des Jahres“ aus Schweden verpflichtet werden. Der schwedische Nationalspieler Charles Barton soll für die nötige Entlastung sorgen. Keine zwei Wochen später schlug das Verletzungspech wieder zu bei den Unterfranken. Sebastian Betz verletzte sich am Sprunggelenk und soll länger ausfallen. Sein Ersatz kommt aus den eigenen Reihen mit Felix Hoffmann. Anschließend kam es zum Ausfall des Power Forward Marshawn Powell kurz vor Saisonbeginn und die Verantwortlichen mussten abermals den Spielermarkt sondieren. Mit James Southerland konnten sie fünf Tage vor dem ersten Spieltag einen Bundesligaerfahrenen Power Forward verpflichten.

Problemzone 2: Spielerabgang während der Saison
Zwar konnten die Neuzugänge gut ins Spielsystem integriert werden, dennoch kam es abermals zu unruhigen Zeiten im Kader. So verließ zum Nikolaustag James Southerland den Kader und Marshawn Powell musste in den Kader wieder integriert werden. Dabei unterscheiden sich die beiden Spieler auf den ersten Eindruck von der Spielweise nicht, dennoch muss 27-Jährige die Laufwege und Systeme lernen. Aber bereits bei seinem zweiten Spiel konnte der 2.01m große Forward zweistellig punkten. Stattdessen kam die Meldung über die Auflösung des Vertages mit Vladimir Mihailovic am 13.12.2016 völlig überraschend. Zwar konnte der Guard, welcher aus Tübingen kam, nicht an seine Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen, aber wirkte dennoch nicht wie ein Fremdkörper innerhalb des Mannschaftsgefüge. Aber dennoch sahen beide Seiten keine gemeinsame Zukunft aufgrund seiner bisherigen Leistung und lösten den Vertrag einvernehmlich auf. Dadurch fehlten den Würzburgern auf einen Schlag 7.3 Punkte pro Partie und ein hochprozentiger Werfer, denn in seinen 12 Spielen für die Würzburger traf der Montenegriner über 52% seiner Würfe aus dem Zweipunktbereich.

Problemzone 3: Rotation bzw. Überlastung von Odum
Durch den Abgang von Vladimir Mihailovic wurde der Kader auf den kleinen Positionen ziemlich dünn.  Hinzu kommt, dass Charles Barton nicht an seine Leistungen aus Zeiten in der schwedischen Liga nicht anknüpfen kann. Auf Grund dieser beiden Tatsachen steht Jake Odum über 32 Minuten auf dem Parkett und hat dadurch am längsten den Ball in der Hand. Zwar kann Maurice Stuckey für Entlastung sorgen, aber der gebürtige Augsburger fühlt sich auf der Position des Shooting Guard eher daheim als auf der Aufbauposition. Von daher stand Odum lediglich in sechs Partien weniger als 29 Minuten auf Parkett. Zwar überzeugt der 26-Jährige mit knapp 16 Punkten und 5.8 Vorlagen pro Partie, aber auf der anderen Seite verliert er auch über 2.4mal pro Spiel den Ball. Meistens schleichen sich diese Konzentrationsfehler gegen Ende der Partie ein und bringen somit der Mannschaft um den Sieg. Jüngstes Beispiel ist die Auswärtspartie gegen die Fraport Skyliners. Nach Einwurf seiner Mannschaft konnte Quantez Robertson ohne größere Probleme den Ball klauen. Selbstverständlich hielt Jake Odum auf der anderen Seite seine Mannschaft mit seinen Wahnsinnsdreier lange in der Partie.

ZusammenfassendHätten die Würzburger keine Verletzungsprobleme in der Vorbereitung erlebt und die Neuzugänge hätten so funktioniert wie vorgestellt, dann wären sie nicht in der Situation wie sie im Moment sind. Stattdessen fällt und steht die Leistung allen voran von Jake Odum. Mit seinen Dreiern jenseits der neun Metern kann er ein Segen sein, aber gleichzeitig durch seine Ballverluste in Schlüsselmomenten ein Fluch. Dennoch ist Dirk Bauermann guter Dinge für die Zukunft: „Wir merken eine deutliche Steigerung innerhalb der Mannschaft Woche für Woche.“ Auch Gordon Herbert erkennt das Potenzial der Würzburger: „Sie gehen stets aggressiv zum Ball und sind ein toughes Team dadurch.“

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