Donnerstag, 22. Juni 2017

GB hat gewählt

 
  
Bild: Wikipedia     
Nachdem die Holländer und die Franzosen bereits die Euroskeptiker in ihrem Land die kalte Schulter gezeigt haben, wie werden nun die Briten ihr Schicksal annehmen. Der Brexit ist beschlossene Sache, aber wie soll es nun weitergehen?

Vor der Wahl sah es ganz danach aus, dass Theresa May alles richtig gemacht hat mit der Entscheidung Neuwahlen auszurufen. Die politischen Gegner sind auf dem Boden, denn Jeremy Corbyn betreibt eine kontroverse Politik mit der Ideologie der Verstaatlichung von diversen Unternehmen. Dieser Unmut macht sich nicht nur innerhalb seiner Parteifreunden bemerkbar, sondern auch das Volk ist mit dieser Entscheidung nicht ganz zufrieden. Dementsprechend bekommt der Labour-Chef bei der letztem Umfrage vor der Wahl lediglich 30% Zuspruch und somit der Verlust von einigen Wahlbezirken. Auch aus Schottland weht ein eisiger Wind dem 68-Jährigen entgegen, denn die Schotten und insbesondere die SNP (Schottische Nationalpartei) möchte gern selbst aus dem Bund des „United Kingdom“ aussteigen um als unabhängiger Staat sich der Europäischen Union anschließen zu können. Bislang galt Schottland als eine kleiner Notnagel für die Labourpartei um paar Sitze zu gewinnen.

Außerdem möchte Theresa May ihre Machtposition stärken gegenüber den Verhandlungen rund um den Brexit bei der Europäischen Union. Eine starke Vertretung im Unterhaus würden ihr Helfen ihre Ideen schnelle durchzusetzen und somit zähe Kompromisslösungen mit der Labour-Partei verhindern. Auch wenn ihre Vorstellungen des Austritts ein immenses Risiko für das Land und seine Wirtschaftskraft bedeuten könnte, möchte May an ihren Vorstellungen weiterhin festhalten. Schließlich habe das Volk beim Referendum am 23.06.2016 für diesen Schritt votiert.

Dieses besagte Referendum könnte auch Jeremy Corbyn in die Karten spielen, denn das Ergebnis für die Entscheidung für den Ausstieg aus der Europäischen Union war ein knapp. Zudem haben viele Briten bemerkt, dass ihre damalige Entscheidung eindeutig eine Fehlentscheidung war. Dies merken sie nicht anhand der präsentierten Wirtschaftszahlen aus dem Ministerium, welche einen Wachstum der Wirtschaft von ungefähr 0,3% prognostiziert hatten. Sondern auch in ihrem Geldbeutel, denn die Inflation ist erstmalig auf 2,3% gewachsen und somit auf den höchsten Stand seit ungefähr zweieinhalb Jahren. Im Gegenzug erwarten die britischen Haushalte keine Gehaltserhöhung von ihren Arbeitgebern und somit haben sie auch real weniger in der Tasche. Durch diese Entwicklung haben die Briten auch eindeutig weniger Lust auf Konsum und dämpfen somit die Wirtschaftsleistung. Dabei macht der eigene Konsum über zwei Drittel der Wirtschaftsleistung aus.

Ein weiteres Risiko des harten Ausstieges aus der Europäischen Union ohne nennenswerten Erfolg auf der wirtschaftspolitischen Ebene ist die Veränderung des Status Großbritannien zu einem Drittstaat gegenüber der Europäischen Union. Als Drittstaat werden gegenüber der Europäischen Union Zölle fällig. Diese Maßnahme könnte allen voran den Automobilsektor hart treffen, denn gegenüber Personenkraftfahrzeugen werden zehn Prozent fällig. Extremer fällt der Prozentsatz für Nutzfahrzeuge aus, denn dort liegt der Wert bei 22%. Aber nicht nur für komplette Fahrzeuge fällt dieses Handelshemmnis ab, sondern auch für den Ersatzteilsektor. Dort erwirtschaftete Deutschland 23 Milliarden Euro im Jahr 2016 und ungefähr 15% (ca. 3,5 Milliarden Euro) davon entfallen auf den britischen Markt.

Die Situation in Großbritannien vor der Wahl war sicherlich nicht leichteste zum Regeln für eine Staatschefin mit dem Format von Theresa May. Das Land wurde innerhalb von drei Monaten von diversen Terroranschlägen heimgesucht, welche die unterschiedlichsten Intensionen hatte aus Sicht der Terroristen. Immer im Mittelpunkt stand dennoch die Unzufriedenheit gegenüber die aktuelle Politik von Theresa May. Diese verstand es auch als einen direkten Angriff auf ihre politische Richtung und verschärfte diese immer mehr. Dies gipfelte am Ende mit dem Resultat, dass Theresa May anfing die Menschenrechte innerhalb Großbritanniens in Frage zu stellen.

Ein politisches Eigentor wie sich herausstellte am Ende, denn die Wähler sahen nicht nur die Bedrohung durch externe Terroristen, sondern auch intern in London, besser gesagt in Downing Street 10 sitzen. Dementsprechend straften sie Theresa May ab und gaben vermehrt ihre Stimme für die Labour-Partei ab. Knapp 13 Millionen Wählerstimmen konnte Jeremy Corbyn für sich vereinen. Die Partei scheiterte knapp an der 40% Hürde, aber konnte ihren Wert aus dem Jahr 2015 um über zehn Prozent steigern. Ein erster Achtungserfolg für die einst totgeglaubte Labour-Partei. Ein weiterer Erfolg, welcher bereits sich bei der ersten Hochrechnung abzeichnete, war der Gewinn von über 262 Wahlbezirken und somit konnten die Konservativen unter Theresa May keine absolute Mehrheit im Unterhaus gewinnen. Besonders dramatisch aus Sicht von Theresa May ist nicht nur die verloren gegangene absolute Mehrheit, sondern auch das einige sicher geglaubte Wahlbezirke auf einmal an die Labour-Partei gegangen sind. Höhepunkt der Niederlage war, dass die Neuauszählung des Londoner Stadtteils Kensington einen Sieg für die Arbeiterpartei ergab. Ein Ergebnis, womit die Demographen der Konservativen in ihren kühnsten Träumen geglaubt hätten. 

Theresa May gab noch am Folgetag der Wahl bekannt, dass sie sich mit dem Willen der Neuwahlen einfach verzockt hat. Sie dachte nur an die Partei und ihren eigenen Interessen gedacht und dabei das Volk vollkommen aus dem Augen verloren. Um dennoch an der Macht bleiben zu können, muss sie mit der nordirischen Partei „Democratics Unionist Party“ koalieren. Ein Pakt aus dem beiden Seiten nur als Verlierer hervorgehen werden. Es erinnert ganz stark an die erste Wahl von David Cameron als dieser eine Koalition mit den „Liberal Democratics“ eingehen musste um sein erstes Parlament auf die Beine zu stellen zu können. Was aus der „LibDem“ nun geworden ist, wird besonders bei der Wahl 2015 sowie bei dieser Wahl deutlich. An ihre hohes Ergebnis von damals können sie nicht mehr anknüpfen. Jenes Schicksal könnte auch der DUP passieren auch wenn es sich hierbei eher um eine Lokalpartei handelt. Für die Tories bedeutet es auch Zähne zusammen beißen und weiterhin Kompromisse finden bezüglich des Austritt aus der europäischen Union. Die DUP steht eher für einen sanften Ausstieg, welcher eine enge wirtschaftliche Verzahnung zwischen der Europäischen Union und dem Vereinten Königreich vorsieht. Einen Austritt, welchen auch einige Bürger eher befürworten als den heftigen und schmerzvollen.

Inwieweit sich nun Theresa May an ihrem Fahrplan halten kann für den Ausstieg bis 2019 oder ob sie noch bis 2019 die Premier Ministerin sein wird, steht nun in den Sternen. Neuwahlen noch in diesem Jahr sind nicht ganz ausgeschlossen, denn die Koalition verfügt nur über eine enge Mehrheit im Unterhaus und steht sowieso aufgrund der Kontroversität des Thema „Brexit“ auf sehr dünnen Eis.

Ist das eine Chance für Labour, dass Land wieder zu reformieren wie einst unter Tony Blair?
 

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